Wie viel Wasser braucht mein Rasen?

Wie bleibt das eigene Grün im Garten möglichst lange robust und saftig? Ganz klar: In dem man es regelmäßig wässert. Nur: Wie viel Nass braucht so ein Rasen eigentlich? Und was gibt es sonst noch zu beachten? Der Rasenexperte Wolfgang Henle weiß Antwort.

Wer einen gesunden grünen Rasen will, sollte sich nicht auf Mutter Natur verlassen. Meist reicht der Regen nicht aus, um die unteren Bodenschichten zu erreichen. Der Mensch muss also nachhelfen. Zwar gibt es in Deutschland auch für den Umgang mit Rasen eigene DIN-Normen (18917 und 18919), zur Frage der wünschenswerten Wassermenge schweigen sie aber – zu sehr kommt es auf die Umstände an. Langes Gras braucht weniger Wasser (deshalb sollte der Rasen in den heißesten Tagen des Jahres besser nicht zu kurz geschoren sein), auch die Witterung und der Boden sind wichtige Faktoren. So kann zum Beispiel der Lößlehm im Raum Stuttgart wie ein Schwamm Wasser aufnehmen und speichern, erklärt der Agrarwissenschaftler Wolfgang Henle, der an der Staatsschule für Gartenbau Stuttgart-Hohenheim Gärtnermeister ausbildet. Weiter westlich entlang der Rheinschiene gebe es dagegen sandige Böden, die wie ein „zusammengedruckter Schwamm“ so gut wie kein Wasser aufnähmen.

Vom Trockenstress zur Wachstumsdepression

Als Richtwert für die Bewässerung von Rasen liest man oft, man solle rund 20 Litern pro Quadratmeter Rasen und Woche geben. Tatsächlich verbraucht Gras viel mehr Wasser: In den USA haben Wissenschaftler gemessen, dass aus ihm bei 30 Grad Celsius 4 bis 10 Liter Wasser pro Tag verdunsten. Nur: Wie kann man erkennen, was der eigene Rasen nun tatsächlich braucht? „Ob man seinem Grün genug Wasser zusätzlich zum Regen gibt, sieht man zum Beispiel daran, dass der Boden mehr als zehn Zentimeter tief feucht ist“, erklärt der Fachmann.

Profis wie Wolfgang Henle müssen dabei nicht erst mit einem Spaten in die Erste stechen – sie sehen es einem Rasen an, wenn er zu trocken ist. Erstes Anzeichen für einen „Trockenstress“, wie der Fachmann sagt, sei ein dunkler Rasen. Der Grund dafür ist, dass die Konzentration der Salze in den Halmen steigt, wenn ihr Wassergehalt sinkt. Das eingelagerte Wasser sorge auch für die Stabilität der Pflanzen, „wie bei einer Wasserbombe“, so Henle. Spätestens wenn sich die Halme nicht mehr von selbst aufrichten, müsse man gießen. Ansonsten würden die Blattspitzen vertrocknen und das Gras verfalle in eine sogenannte Wachstumsdepression, erklärt der Experte. Statt zu wachsen steckt die Pflanze dabei alle ihre Energie in die Kühlung. Bevor sie sich erholt, haben dann auch schon die widerstandsfähigeren Kräuter gekeimt. Am Ende des Sommers hat sich der Rasen dann in eine Unkrautwiese verwandelt. 

Nicht nur Wasser sparen

Damit das nicht geschieht, darf beim Wasser nicht gespart werden. So bewässert man zum Beispiel Sportplätze mit 15 bis 20 Liter am Tag, damit der Rasen die nötige Qualität behält. Alles komme auf die Ansprüche an, die der Rasen erfüllen soll, betont Wolfgang Henle. Einen großen Teil seines eigenen Gartens lässt er selbst zum Beispiel als „gepflegte Streuobstwiese“ wachsen, in der sich auch sein Hund austoben kann, erzählt er. Hobby-Gärtnern rät er, sich zu fragen, ob sie sich „nicht auch mal ein Kräutchen gönnen möchten“, ob also der Rasen unbedingt frei von vermeintlichem Unkraut sein müsse. Intensive Bewässerung gönnt er nur etwa 150 Quadratmetern um die Terrasse. Und klar: Statt Leitungswasser nutzt er hierfür Regenwasser aus einer verbuddelten Regenwassertonne. Die Pflanzen freuen sich über das kalkarme Wasser und Henle über die geringeren Kosten. Zudem nützt Regenwasser auch dem Klima, da es nicht erst in Kläranlagen aufbereitet werden muss.